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ProMemoria Auschwitz – Reise der Erinnerung 2020

ProMemoria kleinEin Bericht von Lea

Am Abend des 4. Februar verlässt ein Sonderzug den Innsbrucker Hauptbahnhof. Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ProMemoria Auschwitz, haben unsere Reise nach Krakau/ Polen angetreten.

Der eigentliche Startschuss des zeitgeschichtlichen Projektes fiel schon Monate vorher, bei unserem ersten Vorbereitungstreffen im Landhaus in Innsbruck. Dort haben wir die Menschen kennengelernt, mit denen wir die nächsten Wochenenden und die Zeit in Krakau verbringen würden. Zu 800 saßen wir in dem Zug, der gerade erst seinen Weg begonnen hatte. Rund 50 Passagiere waren aus Nordtirol, allein 20 davon aus dem BRG in der Au.
Organisiert und durchgeführt wird das Projekt seit Jahren von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) in Zusammenarbeit mit den italienischen Vereinen Deina und Arciragazzi. Durch die grenzüberschreitende Kooperation der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ist es seit einigen Jahren auch Tiroler Jugendlichen möglich, an dem Bildungsprojekt teilzunehmen. Teilnehmen, die Reise anzutreten, heißt bereit zu sein, sich aktiv und gemeinsam mit der NS-Vergangenheit auseinander zu setzen. Und so wird uns schon während der ersten Vorbereitungs-Workshops und der gesamten Zeit in Krakau klar, wie wichtig es ist, mit wachsamen Augen durch die Welt zu gehen und kritische, unangenehme Fragen zu stellen.
In Krakau angekommen bestimmten zahlreiche herausfordernde und emotional aufwühlende Stationen unseren Tagesablauf. So bekamen wir etwa eine Führung durch das jüdische Viertel Krakaus, wo wir in die jüdische Kultur eintauchen konnten. Im Anschluss besichtigten wir das Oskar Schindler-Museum, wo wir einen Einblick in das Polen zur NS-Zeit erhielten.
Erst allmählich, zum Beispiel während der Führung durch das ehemalige Ghetto, begannen wir das Ausmaß der historischen Ereignisse zu begreifen. Auf unserem Weg durch Krakau gelangten wir an die Mauer, welche von den Nazis nach dem Vorbild jüdischer Grabsteine erbaut wurde und während 1941 und 1943 unzählige Menschen auf engstem Raum einschloss. Oder unser Besuch des Ehrenmals der Helden des Ghettos, wo wir im Gedenken an die ursprünglich 68.000 jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner Krakaus 68 leere Metallstühle aufstellten. Heute besteht die jüdische Bevölkerung dieser Stadt aus lediglich 300 Personen.
Frühmorgens am nächsten Tag machten wir uns schließlich auf den Weg ins Stammlager Ausschwitz 1. Dort wurden wir von unserem Guide durch die ehemaligen Baracken geführt und man spürte, wie die Stimmung innerhalb der Gruppe noch gedrückter wurde als am Vortag. Um die schrecklichen Lebensumstände der Häftlinge annähernd begreifbar zu machen wurden uns Briefe von Überlebenden vorgelesen, die anschaulich den Horror des Lagers schilderten. Doch auch wenn wir Fakten erzählt bekamen, Bilder an der Wand betrachteten, von Schicksalen hörten und alles vor Augen hatten, waren wir uns alle einig, dass die Realität damals dennoch unvorstellbar bleibt.
Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir weiter in das nur wenig entfernte Lager Auschwitz-Birkenau. Während unseres Aufenthaltes riss die Wolkendecke auf und die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel. Ein kompletter Kontrast zu dem düsteren Ort, an dem wir uns befanden. Schlussendlich trafen wir unsere Südtiroler Mitreisenden bei der Gedenkstätte hinter den Krematorien, in denen über 1,1 Millionen Menschen ihren Tod gefunden haben, um einige Minuten gemeinsam zu schweigen und zu gedenken.
Die verbleibende Zeit in Krakau haben wir damit genützt, über die Ereignisse der letzten Tage zu reden und das Erlebte zu verarbeiten.
Nach einer intensiven Zeit traten wir nach fünf Tagen in Polen wieder unsere Heimreise nach Innsbruck an. Zuhause angekommen stiegen wir mit der Gewissheit aus, durch die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Kapitel der Menschheitsgeschichte, in der Gegenwart und Zukunft etwas verändern zu wollen und zu können. (Lea Thöny, 7a, 3. März 2020)

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Klick aufs Bild! (Bilder: Lea Thöny)